ZIRBE
Zielorientiertes Innovationslabor Osttirol
Regionsmanagement Osttirol
Ausgangssituation
Die Energiewende ist weit mehr als eine technische Wende. Ein tief greifender Wandel in der Energieversorgung und -nutzung beinhaltet Veränderungen in technologischer, materieller, organisatorischer, institutioneller, politischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Hinsicht. Daher handelt es sich um eine grundlegende soziotechnische Veränderung im Umgang mit Energie und den damit verbundenen Systemen. Das Energiesystem versteht sich als Logistiksystem, bestehend aus den Bereichen Bedarf und zwischengeschalteter Bedarfsdeckung, Dargebot sowie verbindenden Informations-, Material- und Werteflüssen. Aus vielen Teilprozessen auf unterschiedlichen Ebenen entsteht eine soziotechnische Transition – die Energiewende. In der praktischen Auseinandersetzung mit der Energiewende stehen bislang technologische Fragen hinsichtlich der Optimierung und effizienten Vernetzung von Einzelkomponenten und kleineren Subsystemen im Zentrum. Wie erneuerbare Energiesysteme und Effizienzsteigerungen mit der Gesellschaft interagieren, ist dabei unzureichend berücksichtigt. Dies hat negative Auswirkungen auf die Einführung von Technologien und die Umsetzung von Maßnahmen: Augenscheinlich wird das beispielsweise in der mangelnden Akzeptanz der Gesellschaft von Wasserkraft- oder Windkraftwerken im alpinen Raum oder beim fehlenden Verständnis in der Bevölkerung hinsichtlich positiver Aspekte von Gebäudesanierungen oder Lüftungsanlagen. Hier verfestigen sich Vorurteile und Falschaussagen wie „zu Tode dämmen“ oder „Zwangslüftung macht die Luft schlechter“.
Die Steigerung energietechnischer Effizienz bei Energiedienstleistungen und der Einsatz erneuerbarer Energiesysteme führen zumeist zu einem volkswirtschaftlichen Mehrwert. Dabei gilt es, in Österreich auch die speziellen Voraussetzungen des alpinen Raums zu berücksichtigen, der einen wesentlichen Teil des Bundesgebiets ausmacht. Die Region Osttirol bietet dafür gute Voraussetzungen und topologische Vorteile. Die Vorteile und Nachteile neuer Systeme im Vergleich zu fossilen Energiesystemen müssen ganzheitlich erarbeitet werden.
Das Sondierungsprojekt schafft die Grundlagen für das Innovationslabor, welches den Rahmen für wissenschaftliche Forschung bildet, um nicht nur aus technischer, sondern insbesondere auch aus soziologischer und volkswirtschaftlicher Perspektive die Möglichkeiten und Auswirkungen eines neuen Energiesystems in der Region zu erkennen, zu nutzen und die soziotechnische Transformation in ein neues Energiezeitalter erfolgreich zu gestalten.
Projektverlauf
Das Konsortium fokussierte zu Beginn auf die Entwicklung der Umsetzungsstruktur des Innovationslabors. Eine klare Positionierung der Kompetenz des Innovationslabors ist in der Kommunikation mit Firmen und Partnern entscheidend.
Ein gemeinsames Zielverständnis im Sondierungsprojekt ZIRBE innerhalb des Konsortium sowie mit den Partnern zu erlangen ist intensive Kommunikationsarbeit notwendig – gleichzeitig kann damit die vertrauensvolle Basis für den Betrieb des Innovationslabors gelegt werden.
Im Verlauf der Entwicklung kann die Notwendigkeit und der Nutzen des Innovationslabors als Dreh- und Angelpunkt von wissenschaftlichen Partnern mit Industriepartnern und politischen Entscheidungsträgern für die Energiewende in ruralen Strukturen stetig konkretisiert werden.
Meilensteine
- Gesamtstrategie
- Konsolidierung mit lokalen Initiativen
- Skizze der Umsetzungsprojekte
- Definition und Abstimmung des Datenbedarfes für ökonomische Analyse
- Sozialwissenschaftliche Analyse der jeweiligen Ausgangsperspektiven
- Entwicklung gemeinsamer Akteurs-Perspektiven
- Workshops für Stakeholder
"Die Energiewende im ländlichen Raum ist komplex. Die Siedlungs- und Haushaltsstruktur im ländlichen Raum, macht eine enorme Anzahl von Einzelentscheidungen notwendig, um die Energiewende im großen Stil umsetzen zu können. ZIRBE liefert einen zentralen Beitrag um kompetente Antworten auf die technischen und kommunikativen Herausforderungen geben zu können."
- ZITAT Bernhard Gerardts -
Ergebnisse
Um die strategischen Energieziele – „Tirol energieautonom 2050“ – des Landes Tirol erreichen zu können, bedarf es eine grundlegende Veränderung des Energiesystems. Tirol strebt bis zum Jahr 2050 die nahezu vollständige Deckung des Energiebedarfs durch Erneuerbare – weitest möglich heimische – Energieträger an. Fossile Energieträger, die heute noch mehr als 60 % des Energiebedarfs decken, sollen sukzessive durch Erneuerbare Energieträger ersetzt werden.
Im Zuge des Sondierungsprojektes ZIRBE konnte für die Region Ost Tirol der Gesamtenergieeinsatz (IST-Zustand) sowie die eingesetzten Energieträger analysiert und beschrieben werden. In Bezug zu den definierten Landeszielen („Tirol energieautonom 2050“) wurde die technologische Leitfrage des möglichen Innovationslabor „Energie 4.0“ definiert und beispielgebende Projekte zur Erreichung der Ziele beschrieben.
Die Projektdefinition wurde anhand eines großangelegten Stakeholder-Prozess durchgeführt mit dem Ziel eine best mögliche Wirkung – Energieeinsparung und Substitution fossiler Energieträger durch Erneuerbaren Energieträger – auf das Gesamtenergiesystem zu erreichen. Dabei sollten die ökonomischen Aspekte der jeweiligen Umsetzungsprojekte anhand fundierten Datenerhebungen mit den beteiligten Unternehmen beurteilt werden. Darüber hinaus sind sozialwissenschaftliche Begleitforschungen die einen aktiven Partizipationsprozess der Nutzer/-innen und Expert/-innen zufolge haben, für dessen systematische Aufbereitung angedacht.
Es gilt, innovative Projekte in den unterschiedlichen Systemebenen (Region Ost Tirol, Gemeinde, Gebäude,…) umzusetzen und auf die Markreife zu beurteilen. Im Zuge der Sondierung wurden die Grundzüge der Gesamtstrategie, Organisationsform und das Geschäftsmodell des möglichen Innovationslabors (Energie 4.0) erarbeitet. Dabei konnten unabhängige des Sondierungsprojektes Synergieeffekte unter den Projektbeteiligten lokalisiert werden.
Steckbrief
Projektnummer
855798
Koordinator
Regionsmanagement Osttirol
Partner
Institut für elektrische Anlagen TU Graz
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur
Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen
Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme
Schlagwörter
Energy Transition, rurale Strukturen, Elektrische Netze, Thermische Netze, Region, E-Mobilität, Akzeptanzsteigernde Maßnahmen, Soziopsychologische Begleitforschung, Ökonomische Begleitforschung, Energetische baseline, Innovationsstrukturen, Innovationslabor, partizipative Prozesse, Systemlösungen, Stakeholderprozesse
Projektleitung
Bernhard Gerardts, b.gerardts@solid.at
Dauer
01/07/2016 - 31/03/2017
Budget
263€