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SIR – Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen
Ausgangssituation
Der Endenergieverbrauch für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme macht heute rund 54 % des gesamten Endenergieverbrauchs bzw. über 60% der Emissionen der Stadt Salzburg aus. Neben den fernwärmeversorgten Gebieten wird der Großteil der Heizungsanlagen auf Basis von Öl und Gas betrieben. Daraus begründet sich, dass die Stadt und das Land Salzburg in ihren klima- und energiebezogenen Masterplänen vorrangig Handlungsfelder in diesem Bereich definiert haben und eine Umsetzung nachhaltiger Konzepte anstreben.
Die Wärmewende ist technologisch möglich. Auf Fragen der smarten und wirtschaftlichen Kombination, Steuerung und Vernetzung von nachhaltigen Wärmeerzeugern, -speichern und -verbrauchern gibt es heute die richtigen Antworten. Die größte Herausforderung bleibt hingegen bestehen: Die Inwertsetzung dieses Know-Hows. „Innovation is in the process, not in technology!“
Projektverlauf
Mit der Marktreife umweltfreundlicher Technologien rückt zunehmend die Frage in den Vordergrund, diese in den Markt zu bringen und dort zu verankern. Energieraumplanung als Option der öffentlichen Regulierung aber auch innovative Geschäftsmodelle bergen großes Potenzial, das bis jetzt jedoch kaum gehoben wurde.
Auf Basis innovativer Methoden der Geoinformatik und bestehender Grundlagenstudien zu Wärmenachfrage und erneuerbaren Wärmeenergie-potenzialen wird ein integrierter Wärmeatlas erstellt. Unter Einbeziehung von Szenarien der zukünftigen Wärmenachfrage (Entwicklung Gebäudebestand Neubau und Sanierung) werden räumlich konkrete Prioritäten für eine optimierte Wärmeversorgung und –infrastruktur ausgewiesen. Der Wärmeatlas bietet eine fundierte Informationsgrundlage für die strategische Entwicklung nachhaltiger Wärmeversorgungsinfrastruktur und wird damit zur Basis für eine effektive Energieraumplanung. Basierend auf diesen Grundlagen wird im Sondierungsprojekt ein konkreter Umsetzungsplan erarbeitet. Spezifische Technologiekonzepte zum planvollen Einsatz nachhaltiger Systemlösungen der Wärmeversorgung und die notwendigen Governance-Maßnahmen werden in einem breiten Stakeholderprozess entwickelt und diskutiert und in der Folge eine Organisationsstruktur für die Umsetzung der Vorzeigeregion Energie aufgebaut
Meilensteine
- Wärmeatlas: Wärmenachfrage und erneuerbare Wärmepotenziale sind räumlich dargestellt
- Technologiekonzept: Wärmeversorgungsoptionen werden ökonomisch und ökologisch priorisiert und bieten eine Entscheidungsgrundlage auf der konkreten Grundstücksebene.
- Instrumente der Energieraumplanung: Optionen der Einbeziehung von Energieaspekten in die Raumplanung wurden ausgearbeitet, diskutiert und ein möglicher Einsatz geplant
- Innovative Geschäftsmodelle: Hürden beim Einsatz nachhaltiger Wärmeversorgungsoptionen wurden analysiert und mögliche Geschäftsmodelle erarbeitet
- Leuchtturmprojekte: Im Zentralraum wurden die ersten fünf repräsentativen Demoprojekte für den planvollen Einsatz nachhaltiger Wärmeversorgungsstrukturen definiert
- Gesamtstrategie: Ein Umsetzungsfahrplan für die Realisierung der Vorzeigeregion Energie liegt vor
"Die Erreichung der Klimaziele ist ohne die Wärmewende nicht möglich. Die Technologien zur nachhaltigen Wärmeerzeugung sind ausgereift, jetzt geht es darum, sie richtig einzusetzen und rasch zu verbreiten. Die Innovation die wir dazu brauchen, liegt vor allem im Prozess. Das betrifft die Verwaltung genauso wie die Geschäftsmodelle. Energieraumplanung ist die Basis für langfristige Investitionssicherheit und damit ein möglicher Schüssel in dieser Frage. Der starke Schulterschluss von Stadt und Land ist die beste Grundlage für die Wärmewende in Salzburg."
- ZITAT Mag. Alexander Rehbogen, MBA -
Ergebnisse
Technologie spielt für neue Marktlösungen eine zentrale Rolle. Moderne IKT (Smart Metering, Fernwartung, intelligente Steuerung von Wärmeerzeugern und -verbrauchern, Virtuelle Kraftwerke, etc.) ermöglicht nicht nur die intelligente Steuerung und Wartung, sondern macht völlig neue Geschäftsmodelle zur Erzeugung und Vermarktung von (Wärme-)Energie denkbar. Unterstützend und begleitend zum Markt ist die Regulierung durch die öffentliche Hand entscheidend. Vorreiterstädte wie Zürich oder Winterthur in der Schweiz demonstrieren, wie visionäre Stadtplanung für die Umsetzung der Wärmewende auch im Bestand greifen kann. Die langfristige und sachorientierte Berücksichtigung von Energiefragen in der Stadtplanung und -entwicklung genauso wie die Unterstützung ökologischer Lösungen sind als tragende Pfeiler der städtischen Wärmewende zu erachten. Die im August dieses Jahres erfolgte Novellierung der Salzburger Bautechnikverordnung Energie setzt auf der Objektebene hohe Maßstäbe. Das volle Potenzial kann nur ausgeschöpft werden, wenn – wo vorhanden – auch die räumlichen Potenziale betrachtet werden. Dies betrifft vor allem die Nutzung von Abwärme und den Aus- und Aufbau von Netzen. Mit Instrumenten der Energieraumplanung, der Verschränkung von Energieplanung und Raumplanung, können diese gehoben werden.
Für die Umsetzung einer verbindlichen Energieraumplanung sind in Salzburg erste Ansätze und Möglichkeiten vorhanden:
Wärmeplan für den Zentralraum Salzburg liegt in der Betaversion vor und bildet die Grundlage für die notwendige räumliche Differenzierung von Potenzialen.
Nach den Grundsätzen der Raumordnung, wie sie im bestehenden Salzburger Raumordnungsgesetz 2009 festgeschrieben sind, ist die „sparsame Verwendung von Energie und vorrangiger Einsatz heimischer erneuerbarer Energieträger“ bei Planungsentscheidungen zu berücksichtigen.
Das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) bietet bereits jetzt die Option, das räumlich differenzierte Energiepotenzial im Gemeindegebiet zu erheben, langfristige Energieziele im politischen Diskussionsprozess festzulegen und die bauliche Entwicklung einer Gemeinde auf diese Ziele auszurichten. Für die anstehende Novelle des ROG sind Erweiterungen vorgesehen.
In vielen Gemeinden im Bundesland Salzburg sind Nahewärmenetze in Betrieb, für die eine räumliche Energieplanung eine Sicherstellung künftiger Planungen und Investitionen darstellen würde, damit gibt es kommunalen Handlungsbedarf.
Gemeinschaftliche, netzgeführte Wärmeversorgungssysteme oder die Nutzung von Abwärmepotenzialen profitieren von planungsrechtlichen Festlegungen, die energetische Vorgaben treffen, welche über einzelne Bauobjekte hinausgehen. Dieser Beitrag zur standörtlichen und infrastrukturellen Entwicklung der Gemeinde ist nur über kommunale (hoheitliche) Planung über einen längeren Wirkungszeitraum sicherzustellen.
Gleichzeitig gibt es auch einige Faktoren und vor allem Rechtsunsicherheiten, die eine Anwendung von Instrumenten der Energieraumplanung aktuell noch einschränken. Im nächsten Schritt wird mit Stadt und Land darüber diskutiert, wie die bestehenden Hürden schrittweise abgebaut werden können und wie in der Folge ausgewählte Instrumente der Energieplanung in der Raumplanung berücksichtigt werden könnten.
Steckbrief
Projektnummer
855801
Koordinator
SIR – Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen
Partner
Amt der Salzburger Landesregierung
Stadt Salzburg, 6/00 Energie und Smart City Koordination
Österreichische Energieagentur
Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH – Studio iSPACE
Unterstützer
Schlagwörter
Energieraumplanung, Wärmeatlas, Wärmeplan, Wärmewende, Wärmeversorgung, Wärmenetze, innovative Geschäftsmodelle, Masterplan Stadt Salzburg, Klima + Energie Masterplan 2020, Geoinformatik, Niedertemperaturnetz, Anergienetz, Integrierte Wärmeplanung, Energieplanung, nachhaltige Stadtplanung, Raumplanung, Wärmenachfragestruktur, Leuchtturmprojekte, Umsetzungsfahrplan
Projektleitung
Mag. Alexander Rehbogen, MBA, alexander.rehbogen@salzburg.gv.at
Dauer
01/07/2016 - 30/06/2017
Budget
284€